SUSIES KOMMENTIERT: 1092 Gramm

Was ist nur mit den Männern los? 1092 Gramm Fleisch isst der deutsche Durchschnittskerl pro Woche. Das zeigt der 12. Ernährungsbericht, den die Deutsche Gesellschaft für Ernährung nun veröffentlich hat. Der unabhängige Verein empfiehlt, pro Woche eher 300 bis maximal 600 Gramm Fleisch zu essen. Und mehr weißes als rotes Fleisch. Überhaupt zeigt die Studie, dass die Männer die inkarnierte Problemzone in Ernährungsfragen sind: Sie konsumieren zu wenig Milchprodukte, zu wenig Fisch, zu wenig Obst, zu wenig Gemüse, Männer essen zu viel Kuchen und zu viel Gebäck, trinken zu viel Limonade, zu viel Fruchtnektare und zu viel Alkohol. Der Mann als Blöd-Mann seiner eigenen Gesundheit?

Nach wie vor gaukeln einem diverse Medien vor, es gebe bei der Ernährung so eine typisch mannhafte Kernigkeit. Man(n) packt Berge von blutigem Fleisch auf den Grill, würzt das kräftig, ordentlich Sauce dazu, aber bloß keine Beilage, denn „Fleisch ist mein Gemüse“. Haha. Doch diese Weiterentwicklung einer Steinzeit-Diät ignoriert, dass man früher nur ein oder zwei Mal in der Woche Fleisch gegessen hat, dass man ständig aktiv und draußen war, und dass man nicht sonderlich alt wurde mit diesem Lebensstil. Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts lag das Durchschnittsalter deutscher Männer bei 27 Jahren.

Der Ernährungsbericht der Deutschen Gesellschaft für Ernährung basiert auf der Verzehrstudie, für die das Essverhalten von rund 20.000 Bundesbürgern ausgewertet wird. Und die eigentlich nur schauderhafte Zahlen zu Tage brachte: 66 Prozent der Männer sind übergewichtig oder gar adipös, das betrifft rund 25 Prozent der jungen Kerle (bis 19 Jahre) und 85 Prozent der alten. Rund 30 Prozent der Männer halten sich für gut bis sehr gute Köche. Doch nur 8 Prozent schätzen den täglichen Energiebedarf ihres Körpers richtig ein. Sind nur die Männer so blöd?

Nein, auch Frauen ernähren sich falsch. Und doch, so die Ernährungssoziologin Monika Setzwein im Interview mit dem Verein für Unabhängige Gesundheitsberatung, über ein „besseres Ernährungswissen“. Frauen bewerten eine gesunde Ernährung positiver, halten sich in vielen Fällen eher intuitiv an die Vorgaben der Experten. Allerdings essen Frauen wie Männer viel zu wenig Obst und Gemüse.

Jungs, es ist Zeit für einen Neuanfang. Weniger schnell reingestopftes Fleisch wie Burger oder Currywurst oder Mettbrötchen. Mehr klug zubereitetes Gemüse, mehr frisches Obst. Fleisch nur noch aus Betrieben, von denen man weiß, dass sie Tiere mit Respekt behandeln. Essen ist Sinnlichkeit, Kochen ist Verführung, Genießen ist Sex. Und es ist Scheiße, im Alter ein fetter Sack zu sein.

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