SUSIES stellt vor: In Eppendorf tritt das „SoHo Chicken”  an – als Alternative zur Burger-Kultur

 

HAHN IM KORB. Oder besser gesagt: Hahn in der Emailleschüssel. Im „SoHo Chicken“ dreht sich (haha) alles um gegrillte Hähnchen am Spieß. Das Lokal präsentiert sich in bewährter metropoler Einfachheit, wie man sie von Restaurants wie „Otto’s Burger“ oder „Hans im Glück“ kennt. SUSIES LOCAL FOOD-Autorin Anissa Brinkhoff hat sich aufgemacht, die neue Location zu testen. Kann das Konzept von Dirk Block, dem Spross der gleichnamigen Hamburger Gastronomie-Dynastie, überzeugen als – Wienerwald Hähnchenrestaurant 2.0?

Die Fenster reichen bis zum Boden, auf dem groben Holzfußboden stehen schwarze Bistro-Stühle und schwere Holztische, darüber hängen mattschwarze Lampen, sie geben dem Raum einen modernen Industrie-Style-Look. Dazu passen auch die weißen Kacheln an den Wänden, die mit dem Eindruck spielen, hier hätte man tatsächlich einst schwer gearbeitet und dann alles abgespritzt. Dabei ist die Einrichtung dieser neuen Location an der Ecke Eppendorfer Weg und Hoheluftchaussee vor allem cool, hell, freundlich. Von Wienerwald keine Spur.

Teil des durchdachten Gestaltungskonzepts sind die Kellner: In rot-blau karierten Holzfällerhemden mixen sie Cocktails hinter der Bar und bedienen im Restaurant. Hinter der zweiten Bar stehen in scharzem Kochhemd und edler schwarz-grau gestreifter Schürze die "Chickeneers" - die Hähnchen-Ingenieure - und bereiten das Fleisch an dem Grill zu: Das feurige Herz dieses Restaurants ist eine Sonderanfertigung, besteht aus Lava-Steinen und wird gasbefeuert und die Hähnchen grillen hinter- und nicht nebeneinandern. Auf diesem Grill werden die Hähnchen zehn bis zwölf Minuten fertig gegart, alle vorbereitenden Schritte sind "Betriebsgeheimnis".

Das SoHo Chicken versteht sich als Gegenstück zur Burger-Kultur. Doch grundsätzlich folgt sein Konzept derselben Idee. Zur Hauptspeise – da Burger und hier Hähnchen – wählt man aus diversen Beilagen und Saucen. Zudem gibt es einige Biersorten, vor allem Craft Bier, Weine und Cocktails. Das Restaurant will später auch Bar sein, dann soll die Musik lauter werden, und die Gäste bestellen Longdrinks. Ähnlich wie in den Burger-Läden dieser Stadt gestalten sich auch hier die Preise. Ein halbes Hähnchen kostet 9,90 Euro zzgl. Beilagen. 

Doch die wichtigste Frage lautet: Wie schmeckt es? Unser Urteil: bodenständig gut, mit sehr guter Fleischqualität. Und die Speisekarte zeigt, dass sich um Vielfalt bemüht wurde: „the flaming star“ – das Hähnchen – gibt es im Ganzen, als Halbes oder auch als Viertel. Als Snack oder Vorspeise werden Drumsticks oder eine Kraftbrühe angeboten, es gibt Hühnerfrikassee und Ceasers Salad. Die Message ist klar: Chicken rocks!

 
SUSIES LOCAL FOOD HAMBURG – das Netzwerk für regionales Essen verbindet die besten Adressen.

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Das Fleisch der Hähnchen ist superzart, nur an der Knusprigkeit der Haut müsste noch gearbeitet werden. Die Dips waren solo, mit dem Löffel probiert, etwas geschmacksneutral aber zusammen mit dem Hähnchen wiederum super. Von den Beilagen sind vor allem der Ceasers Salad, der Fresh House Salad und das Wok Gemüse zu empfehlen. Der Cole Slaw war etwas zu schwach gewürzt, und die Pommes erinnerten optisch und geschmacklich eher an Tiefkühlware und weniger an frisch Hausgemachtes. Als Nachtisch werden Klassiker wie Crumble oder Brownies angeboten. Im Wienerwald gab es Apfelkompott.

Wir sprechen mit Dirk Block über das Konzept. Nicht nur bis zur finalen Konstruktion des Grills und der Einrichtung des Restaurants sei es ein langer Weg gewesen. „Die Suche nach dem perfekten Hähnchenfleisch hat Monate gedauert“, sagt im weißen Maßhemd der Inhaber. Dabei fiel die Entscheidung bewusst gegen Bio-Fleisch. „Denn auch in der Bio-Haltung werden Antibiotika eingesetzt.“ Dirk Block weiß, dass die Fleischqualität eine relevante Größe ist für die Bewertung seines Restaurants. 

Und er macht klar, dass er die nicht dem Zufall überlassen will: Alle Landwirte wurden persönlich ausgewählt. Nur die, die den Titel „SoHo Ranger“ tragen, dürfen ihr Fleisch liefern. Was zeichnet deren Geflügel aus? Die Tiere bekommen eine Mais-Weizen-Mischung gefüttert, die sorgt für die gelbe Färbung und das geschmacksintensives Fleisch, ist zudem energieärmer als andere Futtersorten, so dass die Tiere nicht im Turbogang an Gewicht zulegen. In den Ställen soll es Spielmöglichkeiten geben mit Picksteinen, damit sich die Tiere sich auch bewegen. 

Regionalität ist Definitionssache. Nach allgemeiner Auffassung zählt für uns Hamburger die Stadt Paderborn nicht mehr zu Region. Hier aber züchtet man die Hähnchen für das SoHo Chicken. Allerdings liegen Aufzuchtstall und Schlachtereibetrieb nur wenige Minuten von einander enfternt. Das reduziert den Stress, verbessert die Fleischqualität. Erst das geschlachtete Tier macht sich auf den Weg nach Hamburg.

Dirk Block sagt, sein Restaurant passe zum Trend gesunder Ernährung: Hähnchenfleisch ist fettarm, die Salatbeilagen sind gesund und frisch. Das schlechte Image von Geflügel sei dem Fehlverhalten weniger zuzuschreiben. Er wolle durch gute Qualität in jedem Zubereitungsschritt zeigen, dass Geflügelfleisch eine Renaissance verdiene. Und uns beeindruckt die Offenheit, mit der argumentiert. Im SoHo Chicken wird variantenreich und wirklich lecker zubereitet. Wir werden wieder kommen. Vermutlich an dem Tag, an dem wir Flexitarier sonst einen Burger essen würden. 

 

Text und Fotos: Anissa Brinkhoff


SOHO Chicken

The Urban Restaurant & Bar

www.soho-chicken.de

Täglich: 11.30 - 23.30 Uhr 

Ganzes Hähnchen (für mindestens zwei Personen): 19,80 Euro
Beilagen jeweils: 2,95 Euro.
Cocktails: ab 6 Euro